Geheimnisse im Verborgenen
Möwen kreischten und Serak saß am Rand des Meeres. Seine Füße schwappten im Wasser auf und ab und eine kleine Brise streifte durch sein Haar. Ameisen krochen auf den Baum seitlich der Straße um dort den toten Vogel hinunterzuhieven.
Dutzende kleiner Käfer flogen durch die Luft oder krabbelten genüsslich dem Sonnenuntergang entlang.
Serak selbst hatte brünette bis blonde Haare, und etwas dunklere Haut, da er fast den ganzen Tag am Meer ist und dort läuft. Seine Familie war nicht gerade sehr reich, aber auch nicht arm. Trotzdem hatte er Klamotten, wie sie eher die Armen haben.
Shamive, die Siamkatze am Fensterbrett des Hauses, streckte sich und gähnte, um dann wieder weiterzuschlafen.
Die Mutter des Jungen bereitete gerade die Mahlzeit zu Abend vor und beobachtete das Kätzchen dabei, wie es so genüsslich die Zeit verschweifen ließ.
Serak stand nach einiger Zeit auf und lief zu seiner Mutter. Er bemerkte nicht, dass ihm ein Käfer folgte, und sich dann auf seine Schulter saß. Der Junge bemerkte dies nicht und lief weiter.
Etwas weiter weg spielte Marive mit ihrem Hund Shacky in einer saftigen Wiese, wo überall kleine Löcher waren, da dort Wühlmäuse lebten. Das Mädchen suchte immer diese kleinen Tierchen und ließ sie herumtollen, wo immer sie wollten, und zwar zuhause. Ihre Mutter hatte nie etwas dagegen, denn sie lebten an einer wilden Wiese und die Familie selbst liebte Tiere über alles.
Am Boden glänzte etwas grün auf und Marive hob es vorsichtig auf, um sich nicht daran zu verletzen.
„Shacky! Sieh nur, jemand hat eine Flasche zerstört! Wir müssen weiter nach den Scherben suchen!“, rief sie voller Aufregung, denn so etwas war noch nie passiert.
Der weiße Hund sprang zu ihr und schnüffelte das grüne Glas ab, um dann nach weiteren dieser Scherben zu suchen.
Plötzlich schrie das Mädchen auf, denn sie war in eine dieser Scherben getreten. Sie rief nach ihrem vater, der kurz darauf kam und ihr ihre Schuhe gab. Sie lief nämlich immer in dieser wiese barfuss, denn es war so gemütlicher, da man die Wiese und alles andere spüren konnte. Außerdem konnte man nichts Natürliches so schnell zerstören.
Aber der Fall mit den Scherben war außergewöhnlich. Noch nie war jemand so rücksichtslos. Sie sah sich um und konnte keinen Verdacht auf irgendeine Person richten.
Shacky lief aufgeregt hin und her und schnüffelte wie wild am Boden, um auch mitzuhelfen, denn er war ein ziemlich fleißiger Hund, aber viele sahen es dem kleinen, grade mal 20 Zentimeter großem West Highland Terrier nicht an.
Nur Besitzer wussten alles über ihre Tiere. Das war auch in dieser Familie so.
Serak suchte in seinem Zimmer nach irgendwelchen Sachen, mit denen er etwas bauen könnte. Er war sehr gut darin, Dinge zu konstruieren oder zu bearbeiten. Seine Handwerklichkeit war für sein Alter hervorragend hoch, nicht einmal sein Vater konnte es überbieten.
Als er wieder an seinen Vater dachte, kamen ihm langsam Tränen über das Gesicht und ein tiefer und schmerzerfüllter Schluchzer entfuhr ihm.
Er dachte daran, wie es war, bevor sein Vater auf einer Expedition nach Süden verschwunden war.
Langsam bewegte er sich auf das Zimmer seiner Mutter zu und nahm die Briefe, die sein Vater noch schrieb, bevor dieser verschwand.
Das Kuvert war reich verziert von Blumen aus Plastik oder anderen Dingen wie Sternen oder Herzen. Eines dieser Kuverts öffnete er vorsichtig und nahm das Papier im Inneren davon heraus, um es zu lesen.
Liebe Seravi
Ich hoffe, dass es dir immer noch gut geht, mit Serak und Shamive. Wir sind gerade angekommen und sahen etwas Erstaunliches. Wir wanderten viel zu weit in den Süden und stießen auf Eis. Wir kamen am Südpol an, und jetzt untersuchen wir ihn gründlich. Ich hoffe, es geht dir in Zukunft auch gut.
Es ist aber noch etwas passiert: Einer unserer Männer verschwand urplötzlich, nachdem er weitergegangen war, um noch etwas mehr zu erkunden, als nur das Stück, wo wir waren. Er kam nicht mehr zurück, auch der Suchtrupp fand ihn nicht. Aber etwas blaues, das glänzte, war uns etwas später aufgefallen. Wir hielten es für Wasser und ignorierten es. Als ich darauf zuging, fiel mein Kugelschreiber hinein. Als ich ihn herausholen wollte, stieß ich nicht auf Wasser, sondern saftiges Gras, das noch dazu viele Löcher aufwies. Es war zu vergleichen mit dem Ort hier, wo wir wohnten, doch es sah ein wenig anders aus.
Tja, ich nahm eben schnell meinen Kugelschreiber und lief zu den Männern, da ich einen Schock davon bekam. Mehr konnte ich nicht darüber erfahren, als das, dass es wie eine Art Parallelwelt dahinter war. Ich werde aber mehr herausfinden!
Liebe Grüße, dein Sovaky
03. Mai 1985
„Oh, mein Vater hatte also ein Loch von dieser zu einer anderen Welt, die dieser hier ähnlich ist, gefunden!“, dachte Serak und seufzte etwas stolz. Er steckte das Papier wieder in das Kuvert und lief hinaus zu seiner Mutter, die ihn schon rief, um zum Tisch zu kommen.